Als ich durch die Infoveranstaltung über das Erasmus-Projekt erfahren hatte, war mir direkt klar, dass ich das unbedingt machen möchte. Ich fand es immer traumhaft, zu erkunden, wie sich die Pflege in anderen Ländern und mit anderen Kulturen gestaltet.
Wegen der deutschen Sprache war Österreich meine erste Wahl. Das Gesundheitssystem in Österreich und auch der österreichische Dialekt haben mich interessiert.
Ich habe dann auf der Erasmus- Webseite die vielen Erfahrungsberichte gelesen. Das hat mich direkt begeistert, meine Bewerbungsunterlagen vorzubereiten – und mich an verschiedenen Krankenhäuser in Wien zu bewerben.
Alles hat schnell und problemlos geklappt, der Antrag auf das Stipendium war unkompliziert und man wird ausführlich gut vom Erasmus-Team aufgeklärt.
Ich habe von dem Krankenhaus „Barmherzige Brüder“ nach 3 Tagen eine Zusage für ein 4-wöchiges Praktikum vom 30. Mai bis 24. Juni 2023 bekommen und wurde auf meiner Wunschstation (Anästhesiologie, Intensivstation) angenommen. Da meine Tante in Wien wohnt, musste ich mir auch keine Sorgen über meine Unterkunft machen und habe während meines Aufenthaltes bei ihr gewohnt. Zwei Monate im Voraus hatte ich ein Zugticket für die Hin – und Rückfahrt gebucht und bin am 23. Mai losgefahren!
Ankunft in Wien!
In den ersten sechs Tagen habe ich die Zeit mit der Familie sehr genossen – und am 30.05. wurde ich pünktlich im Krankenhaus empfangen und in die verschiedenen Räumlichkeiten begleitet. Außerdem bekam ich die Schlüssel (Umkleide, Station.. etc.) und meine Dienstkleidung.
Dann wurde ich zur Station geführt, wo ich die Kolleg :innen und die Räume kennengelernt habe. Ich wurde von der Stationsleiterin über die Varianten der Dienstgestaltung aufgeklärt, so zum Beispiel, dass man in Österreich üblicherweise 10 oder 12-Stunden Diensten arbeiten kann. Ich habe mich für 10 Stunden Dienste jeweils von 7:00 Uhr bis 17:45 Uhr entschieden – und somit auch für ein dreitätiges Wochenende(!)
Auf Station:
Das Krankenhaus Barmherzige Brüder ist mit mehr als 400 Betten, mehr als 1,000 Mitarbeitern und 10 Fachabteilungen das älteste Ordenskrankenhaus in Wien. Die anästhesiologische Intensivstation hat 6 ausgerüstete Doppelbettzimmer mit Monitoren, Beatmungsgeräten, Absauggeräten, einen PC pro Bett, Perfusoren usw.
Jede examiniertee Pflegefachkraft betreut max. zwei Patient:innen. Die Interdisziplinarität auf der Station merkt man schnell, da mit vielen verschiedenen Berufsgruppen wie Ärzten, Physio-und Ergotherapeuten, Logopäden und Servicekräften zusammengearbeitet wird. Ich konnte mich gut in das Team integrieren und die Kolleg:innen waren bereit, mir alle Fragen zu beantworten. Sie waren alle ebenso hilfsbereit und zusammenhaltend. Meine Aufgaben als Auszubildende im dritten Lehrjahr waren die komplette Übernahme der Versorgung eines Patienten unter Aufsicht (Grundpflege, Umgang mit Beatmungs – und Absauggeräten, Prophylaxen durchführen, Wundmanagement, Schmerzmanagement.. etc.). Die Dokumentation konnte ich jedoch nicht selbstständig durchführen, da ich keinen Zugriff hatte. Ich durfte aber gern mit Notizen unterstützen. Im OP Raum habe ich ebenfalls einmal hospitiert. Dort wurde ich angeleitet, wie die Patient:innen vor einer OP vorbereitet und wie sie nach einer OP betreut werden.
Das Team auf der Intensivstation ist für die Reanimati on im ganzen Krankenhaus verantwortlich. Wenn ein Alarm ertönt, laufen zwei Pflegefachkräfte mit Stationsärzten zu der betroffenen Person mit dem Wagen, der regelmäßig kontrolliert wird. In solchen Situationen bin ich immer mitgelaufen und habe zugeschaut. Ich habe alles beobachtet und meine Fragen dann gestellt, nachdem der Notfall schon vorbei gewesen war.
Es gab für mich allgemein keine stressigen Situationen und ich konnte viel lernen und mitnehmen. Verständnisprobleme hatte ich nur wenn zu schnell oder nicht deutlich gesprochen wurde. Ich habe dann sofort nachgefragt und das Gesagte nochmal anders erklärt bekommen. Allerdings hatt ich aufgrund des Dialekts die Befürchtung, dass ich in einer Notfallsituati on nicht helfen könnte. Der Kontaktaufbu zu den Patient:innen war hingegen nicht immer möglich, da viele sediert waren.
Am letzten Tag habe ich ein Abschlussgespräch mit der Stationsleiterin durchgeführt und die Beurteilung bekommen. Ich habe als Abschied traditionelle Syrische Süßigkeiten und Schokoladen mitgebracht.
Fazit:
Zum Schluss kann ich nur sagen, dass ich während meiner Reise sehr schöne Momente erlebt und Erfahrungen gesammelt habe, die ich nie vergessen werde.
Das Projekt hat mir die Chance gegeben, für meine Ausbildung etwas Interessantes zu machen und sehr viel zu lernen. Zudem bin ich für die Mühe des Erasmus-Teams sehr dankbar, das uns solche Projekte ermöglicht. Ich kann nur jedem empfehlen, am Erasmus-Projekt teilzunehmen, um neue Kulturen und neues Gesundheitssysteme kennenlernen – und dabei noch netten Menschen zu begegnen.
Bisher gelesen: 305 mal.
- Mitten in Europa – Mein Einsatz bei den Barmherzigen Brüdern - 24. November 2023
Schreibe einen Kommentar